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Brücken schlagenWie ich in früheren Artikeln für den Meridian (1) bereits dargestellt habe, ist es meiner Meinung nach extrem wichtig, daß die ersten vier Kleinplaneten rein zeitlich gesehen (1801-1807) zwischen Uranus (1781) und Neptun (1846), zwei kollektiven Planeten, entdeckt wurden, rein räumlich jedoch zwischen Mars und Jupiter, damit also zwischen den inneren und den sozialen Planeten. Meine These lautet daher mittlerweile, daß Ceres, Pallas, Juno und Vesta Brücken schlagen zwischen den uranischen und neptunischen Potentialen, z.B. gerade auch zwischen Wissenschaftlichkeit und Mystizismus, und dabei quasi diese Potentiale auf die Erde holen, in das tägliche Leben, in unseren Körper, unsere Umgebung, daß sie zwischen individuellen Prägungen (innere Planeten) und sozialem Verhalten in Beziehung zu anderen Menschen und zur gesamten Gesellschaft (Jupiter, Saturn) sowie zum Kollektiv (Uranus, Neptun, Pluto) noch weitere Verbindungen schaffen. Gleichzeitig habe ich in meinen früheren Artikeln beschrieben, wie die Kleinplaneten auch die Deutung im Hinblick auf Beziehungen, auf sich verändernde Rollenmodelle, auf den Ausgleich zwischen den Geschlechtern und einer größeren Vielfalt von beschreibbaren Verhaltensweisen bereichern und erweitern können. Deshalb werde ich in diesem Artikel einerseits den Schwerpunkt auf die sofort sichtbar werdenden Webmuster und Themenkomplexe legen, an denen Ceres, Pallas, Juno und Vesta beteiligt sind und andererseits im Hinblick auf das zentrale Thema dieses Meridian das Jupiter/Saturn-Thema im Horoskop Maria Montessoris, der Ärztin und Reformpädagogin, zu beleuchten versuchen. Von den Ahnen bis zu den EnkelnBlicken wir zunächst kurz durch das Weitwinkelobjektiv auf das Horoskop, können wir auf Anhieb die Unausweichlichkeit eines Themas erkennen, das ich hier mit der Überschrift »Von den Ahnen bis zu den Enkeln« versehen möchte. und zwar zunächst schon durch die starke Betonung der Häuser 4, 10 und 12. Der Skorpion-Mond als maximal bedeutsamer Planet sitzt auf 7 Bogenminuten genau am IC. Mit dem IC-Herrscher Pluto in 10 in Stier im Quadrat zur AC/DC-Achse und zu Venus aus 12 (MC-Herrscherin) in Konjunktion zum Löwe-AC werden gleich die nächst folgenden wichtigsten Planeten sichtbar und damit auch die Themen: machtvolle innere und äußere, durch die eigene Berufung die gesamte Gesellschaft betreffende Wandlungsfähigkeit steht in Spannung mit dem Ausdruck von Eigenwert, von Liebe, von Erotik, Sinnlichkeit und Kreativität, mit dem schöpferischen Selbstausdruck und mit Beziehungen. Hören Sie es brodeln? Nehmen wir Ceres in Konjunktion zu Venus hinzu, potenziert sich das bereits stark ausgeprägte Thema sogar noch weiter. Mit Ceres in Löwe ist der eigene Selbstausdruck quasi mit Erziehung identisch. Es ist großes Vertrauen in die Talente von Kindern vorhanden, man schätzt die kreativen Bemühungen anderer. Man hilft und nährt sich und andere dadurch, daß man selbst kreativ ist, und andere auf deren eigene Weise kreativ sein läßt. Mit Ceres in Konjunktion zu Venus nährt man andere und sich selbst durch Zärtlichkeit und Schönheit, durch sinnliche Kreativität und Leidenschaftlichkeit. Ceres am AC symbolisiert die Identifikation mit der Rolle der Erzieherin, in Konjunktion zu Venus der »Erzieherin zum Frieden«. Das grosse »Aber«Doch das große »Aber«
namens T-Quadrat erhebt Protest: Maria Montessori wollte
zunächst auf keinen Fall Lehrerin werden. Ende des 19.
Jahrhunderts war Lehrerin so ungefähr das einzige, was eine
Frau werden durfte, ohne große Widerstände überwinden
zu müssen. Da Ceres aus dem 12. Haus am AC steht, scheint es
karmische Themen im Zusammenhang mit den Eltern und der Familie zu
geben (siehe Skorpion-Mond und IC-Herrscher Pluto in 10). Ist es
eine Lernaufgabe, Mitgefühl und Verständnis für das
Leiden der Mitmenschen zu entwickeln, mit Verlust, Krankheit,
Verstoßung und Ablehnung von Eltern oder Kindern
konfrontiert zu werden und möglicherweise Opfer bringen zu
müssen? Um so mehr, als Pluto im Quadrat zu Ceres und Venus
steht? Loslassen müssen und Wiedervereinigung erleben? Und im
Quadrat zum Skorpion-Mond am IC: Gibt es einen Zusammenprall der
eigenen Bedürfnisse mit denen der Familie? Ceres/Venus im
Quadrat zu Pluto sagt auch etwas darüber aus, daß
bedingungslos lieben zu lernen nicht ohne einen Abstieg in die
Unterwelt möglich ist. Und irgendwie sieht das Ganze sowieso
ziemlich dunkel und geheimnisvoll aus. Wie um es ganz und gar
unausweichlich zu machen, gesellt sich noch jemand hinzu:
Lilith! Mit verschränkten Armen steht sie da, breitbeinig,
fest verwurzelt im 10. Haus in Stier, an Plutos Seite, eine echte
Königin. Gleich zwei von der Sorte - da führt kein Weg
dran vorbei. Welch Potenzial! Ja, welches Potenzial? »Vorreiterin
für gesellschaftliche Prozesse zu werden, die gleichsam den
'göttlichen Funken' oder spirituelle Dimensionen weiblicher
Erfahrung auch für andere im Leben verfügbar
machen....eventuell auch das Leben der Eltern (hier: der Mutter?)
leben oder positiv: befreien!« (2)
Und zwar im Bereich der Nutzung von Talenten, dem Umgang mit
Materie und damit auch mit dem Körper und den Sinnen
(Stier). |
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Das familiäre Umfeld
Werfen wir also zunächst einen Blick auf die Familie: Maria Montessori wird am 31.8.1870 in Chiaravalle in der Nähe von Ancona, Italien, geboren. Ihr Vater Alessandro Montessori wird als altmodischer Herr mit konservativem Naturell und militärischen Gewohnheiten beschrieben, der als junger Mann Soldat gewesen war und später zum erfolgreichen Staatsbeamten im italienischen Finanzministerium aufsteigt. (3)
Marias Mutter, Renilde Stoppani, war sehr gebildet. In einer Zeit, in der ¾ der italienischen Bevölkerung im Alter über zehn Jahre weder lesen noch schreiben konnten, verschlang sie als junges Mädchen ein Buch nach dem anderen. Sie stammte aus einer Gutsbesitzerfamilie und war eine Nichte von Antonio Stoppani, »einem hervorragenden Gelehrten und Priester, ... Er war Professor der Geologie, nicht nur als Naturforscher bekannt, sondern auch als liberaler Kleriker, der eine Wiederannäherung von Kirche und Staat unter dem neuen Regime befürwortete, das so viele orthodoxe Angehörige der katholischen Hierarchie in den zwei Jahrzehnten nach der Vereinigung (Italiens) mit bitterer Opposition bekämpften. Stoppani war sowohl Autor zahlreicher wissenschaftlicher Werke als auch Dichter; er hatte eine liberale Zeitschrift gegründet, in der er versuchte, den Geist der Naturwissenschaften mit dem Geist der Religion in Einklang zu bringen. Il dogma e le scienze positive wurde veröffentlicht, als seine Großnichte Maria sechzehn Jahre alt war. Ein Dutzend Jahre später spricht sie sich dafür aus, diesen gleichen wissenschaftlichen Positivismus auf soziale Probleme in Italien anzuwenden.« (4) Aus diesem Zitat wird bereits ersichtlich, welch prägenden Einfluss Marias Onkel auf sie hatte. Im Horoskop finden wir die eben beschriebene Thematik (besonders wichtig: im Zitat unterstrichen) einerseits in der Dreiecksfigur zwischen Jupiter in Zwillinge in 11 Opposition Saturn in Schütze in 5 entspannt durch Sextil bzw. Trigon zu Neptun in Widder in 9 wieder, andererseits aber auch schon in Anklängen die Konjunktion von Mars, Pallas und Uranus in Krebs in 12 im Quadrat zu Neptun in Widder in 9. Das Thema »Veränderung«
spielt in dieser Familie eine wichtige Rolle. Der konservative
Vater, Buchhalter, Bücherrevisor und Finanzbeamter einerseits
(Sonne in Jungfrau in 2), der als jemand beschrieben wird, dem die
schnell aufeinander folgenden Veränderungen seiner Gegenwart
nicht behagten, und Mutter und Onkel, intellektuell anspruchsvoll,
für Veränderungen aufgeschlossen und diese
unterstützend, andererseits. |
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Hartes StrebenDieser Gegensatz tritt deutlich zutage, als es um Marias Ausbildung geht. Maria hat ein leidenschaftliches Interesse an Mathematik entwickelt. Mit zwölf Jahren setzt sie, unterstützt von ihrer Mutter, durch, daß sie eine technische Schule besuchen kann, und plant zunächst, Ingenieurin zu werden. Beharrlich und eigensinnig macht sie ihre Abschlussprüfung, will danach aber Medizin studieren - das hatte bis jetzt noch keine Frau in Italien getan. In ihrem Bestreben, zu diesem Studium überhaupt zugelassen zu werden, wird Maria Montessori als äußerst hartnäckig und entschlossen beschrieben. Zunächst studiert sie Physik, Mathematik und Naturwissenschaften. Das ist Voraussetzung, um überhaupt Medizin studieren zu können, was Maria Montessori alle Widerstände überwindend schließlich auch schafft. Da sie ausgezeichnete Leistungen erbringt, bekommt sie ein Stipendium. Gleichzeitig gibt sie Nachhilfestunden und ist dadurch während ihres Medizinstudiums weitgehend finanziell unabhängig von ihren Eltern - diese Unabhängigkeit wird auch später zu einem wichtigen Lebensthema, sowohl in der Ausarbeitung ihrer Reformpädagogik als auch für sie selbst. Marias Vater mißbilligt ihr Studium und zieht sich gefühlsmäßíg von ihr zurück, begleitet sie jedoch oft zur Universität, denn damals konnten Frauen ohne Begleitung im Freien nirgendwohin gehen - das »schickte« sich nicht. Dunkle OrteEs war auch undenkbar, dass Männer und Frauen im Medizinstudium in der Pathologie gemeinsam einem nackten Körper, sei er auch tot, ausgesetzt werden konnten, und so musste Maria Montessori abends nach Dienstschluss ins Anatomiegebäude kommen und dort allein an den Leichen arbeiten, im Dunkeln - auch eine Entsprechung für den Skorpion-Mond am IC... und nur eine der zahlreichen Mond/Pluto-Themen und -Orte, die später in ihrem Leben noch eine Rolle spielten sollen. Es kostet Maria Montessori viel Kraft, gegen ihre eigenen Gefühle von Ekel und Abscheu anzugehen. Einige Zitate sollen näher beleuchten, was sie damals empfand, als sie zur ersten Anatomievorlesung allein im Anatomischen Institut in einem Saal wartete und mit dem Anblick eines Skeletts und zahlreicher Schädel konfrontiert war: »In den Gehirnwindungen fand ich etwas Ablenkendes. Ich zählte sie und dachte bei mir, 'was für ein schwieriges Studium', und versuchte an nichts anderes zu denken, aber ganz allmählich zwang mich eine unwiderstehliche Kraft, an mein eigenes Gehirn zu denken, das nach der gleichen Art gebaut war, so daß ich versuchen mußte, meine eigenen Gedanken in meinen Gehirnwindungen zu finden. Ich hatte ein Gefühl, als wüchsen aus meinem Gehirn viele Protuberanzen«... »Ich sagte mir, 'komm, mach, daß du hier rauskommst.'« ... »'mein Gott, was hab' ich getan, um so leiden zu müssen? Warum bin ich hier allein inmitten all dieses Todes?' 'Komm, nimm dich zusammen, das sind nur Gefühle, Empfindungen muß man überwinden.«... »Dann brachten sie ein paar Knochen in einem Becken herein. ...Für meinen erregten Geist nahm dieses Fleisch ungeheure Ausmaße an. Ich hatte das Gefühl, als sei mein Fleisch mit ihm durch einen ganz dünnen Faden verbunden«... »Plötzlich hörte ich den Professor sagen: »Beim Menschen geht die Fortpflanzung im Leibesinneren vor sich.« »Mir war, als habe man mein Herz durchbohrt - und wegen dieses Stoßes stieg mir das Blut in kontinuierlichen Wellen langsam in den Kopf«....»...war ein solches Rauschen, daß ich keinen anderen Laut mehr hörte. In den Schläfen fühlte ich einen scharfen Schmerz ...Als die Vorlesung zu Ende war, drückte das Blut immer noch auf mein Gehirn«.... »Ich hatte den Tod noch nie gesehen«... »Wenn schon eine Anspielung, eine bloße Anspielung mich so angegriffen hatte... Eine ausführliche Beschreibung würde den Blutandrang zu meinem Kopf so vermehren, daß ich am Gehirnschlag sterben würde. Nicht ohnmächtig werden, nein - sterben! Wie leicht ist es, zu sterben.« (5) Der letzte Satz nimmt ihre eigene Todesart bereits vorweg - mit 81 Jahren wird sie später - ganz leicht - tatsächlich an einem Gehirnschlag sterben. Das Gefühl des Verbundenseins mit dem anderen Menschen, wenn er auch tot ist, die Beschreibung des Überwinden-Müssens von Gefühlen und Empfindungen im Zitat illustrieren gleichzeitig die MarsPallasUranus-Konjunktion in Krebs im 12. Haus (Herrscher: Skorpion-Mond am IC) im Quadrat zu Neptun in 9. Beides wird noch ausführlicher zu deuten sein. Die Beschäftigung mit dem Tod und die Nähe zum Tod wird auch durch Ceres/Pluto symbolisiert, denn Ceres findet sich u.a. auch dominant in den Horoskopen von Menschen, die beruflich mit dem Tod zu tun haben - die Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross hat Ceres am DC (6). Erste ErfolgeDoch schließlich besiegt Maria Montessoris Wille ihren Abscheu, denn sie fühlt sich berufen. In den letzten beiden Jahren ihres Studiums studiert sie Kinderheilkunde, arbeitet als Hilfs- und Assistenzärztin in einem Frauenkrankenhaus und als Assistentin bei Operationen auf der Unfallstation eines Kinderkrankenhauses. Sie wird zur Expertin für Kleinkinderkrankheiten. Am 10. Juli 1896 muss sie zur Erlangung des Doktorgrads ihre These öffentlich verteidigen, was sie in ihrem »unwiderstehlichen Stil der Darbietung« (7) tut (Transite: Sonne/Venus Konjunktion Radix-Nordknoten, Transit-Jupiter Konjunktion Radix-Venus, Transit -Saturn Quadrat Transit-Jupiter und Radix-Venus...! Transit-Pluto Sextil Venus). Im Herbst fährt sie als Delegierte Italiens zum internationalen Frauenkongress nach Berlin, der am 20. September eröffnet wird. Dort erregt sie Aufsehen durch ihre überzeugende und besondere Art der Präsentation ihrer Forderungen und Vorschläge zur Verbesserung der sozialen Lage von Frauen und Kindern. Mit Ceres/Venus-Konjunktion am Löwe-AC im Quadrat zu Pluto entfaltet sie magnetische Anziehungskraft und wird für ihre Grazie, Schönheit und Strahlkraft, auch für ihren Humor (Jupiter in Zwillinge in 11, Herrscher Merkur Spitze 3) und ihre melodiöse Stimme sowie ihren Ausdruck (Merkur in Waage Spitze 3) in der Presse in den höchsten Tönen gelobt. (7) Ab November 1896 arbeitet sie als Chirurgie-Assistentin am Krankenhaus Santo Spiritu, nebenbei immer noch ab und zu am Frauen- und Kinderkrankenhaus und sie betreibt zusätzlich noch ihre eigene Praxis. Dabei fällt es ihr nach Aussage einer Freundin schwer, die Pflichten der Krankenschwester von denen des Arztes zu trennen. Maria Montessori hat nie das Gefühl, dass die sogenannten »weiblichen Arbeiten« entwürdigend seien. Im Gegenteil, in den später von ihr entwickelten »Übungen des täglichen Lebens« werden auch die Jungen Essen kochen, Betten machen, Boden scheuern, Wäsche waschen und Säuglingspflege lernen, weil dies dazu beitragen soll, »den idealen Typus des Vaters hervorzubringen, der dem Baby die Flasche geben kann und sich nicht schämt, den Kinderwagen zu schieben.« (8) (Sonne in Jungfrau, Herrscherin Ceres in Konjunktion mit Venus am Löwe-AC (s.o.)) Erschienen in Meridian 3/2000 |
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©
Beate Metz, Berlin, 06.08.2001 |